MORITZ STOEPEL
1 stern und 7 kazamogipuffel
Literaturtheater mit Cello-Fantasien von Dada Zürich bis zur Wiener Gruppe
Ob Dadaismus, Surrealismus oder konkrete Poesie, nie wurde mit Sprache so gespielt wie in den letzten 100 Jahren. Der Schauspieler und Rezitator Moritz Stoepel nimmt Sie mit auf eine phantasievolle Reise und verwandelt lautpoetische, scheinbar sinnlose Sprach- und Wortspielereien, satirische und absurde Texte zu spannenden Minidramen.
Den Texten von Hugo Ball, Emmy Ball-Hennings, Hans Arp, Richard Huelsenbeck, Kurt Schwitters, Konrad Bayer, H.C. Artmann u.a. verleiht Moritz Stoepel mit ausdrucksstarkem Spiel eine manchmal scheinbar bis zum Wahnsinn verfallene Intensität. Die Vertonungen einzelner Texte mit Piano und Gitarre stammen aus seiner eigenen Feder.
Christopher Herrmann ist ihm dabei ein kongenialer musikalischer Partner, der mit Cello, Piano und Gitarre Klangphantasien entstehen lässt, die mit den Texten zu einer virtuosen, emotionalen Einheit verschmelzen. Gemeinsam gehen die beiden Künstler über Grenzen hinweg und erlauben sich an diesem Abend einfach alles: Ohrenverführung, Traumwelt-Reisen und Geistesschmaus.
PRESSESTIMMEN
18.11.2013, Rheinpfalz, Gastspiel im Rahmen des 250jährigen Stadtjubiläums, Hugo-Ball-Gesellschaft
Verstörend schön
Moritz Stoepel und Christopher Herrmann betören Publikum mit Dada-Revue im Carolinensaal
VON FRED G. SCHUTZ
Dada in fuchsteufelswilder MelanÂcholie, enthusiastisch, aufreizend, verstörend schön: Christopher HerrÂmann und Moritz Stoepel haben mit ihrem phänomenalen Programm „l Stern und 7 kazamogipuffel macht 13 zakopaddogei" am Freitag im voll besetzten Carolinensaal eine literaÂrisch-musikalische Revue auf die Bühne gebracht, die bei ihren ZuhöÂrern noch lange nachhallen wird.
Selten waren Poesie und Lyrik näher an der Mutterbrust der Musik, als bei Moritz Stoepel und Christopher HerrÂmann. Selbst die in diesem Sinne alles andere als unbegabten „Faltsch Wa-goni", die man in den letzten Jahren mehrfach in Pirmasens genießen durfte, müssen angesichts dieser Grandezza einen Schritt zurücktreÂten. Das nicht etwa deshalb, weil Stoepel und Herrmann ein Instru-mentenarsenal von Cello, Flügel, GiÂtarre, Quetschkommode, allerlei RasÂseln, Flöten, Klarinette und alles, was quietscht, summt und rumpelt ausgeÂbreitet hatten, als habe ein Orchester seine Musikaliensammlung auf die Bühne geschüttet. Nicht, weil sie all diese Instrumente so gut beherrschÂten. Nicht, weil Herrmann nicht nur spielt, sondern auch Theater macht, nicht, weil Stoepel ein so gerissener Rezitator, Komödiant, Dompteur und wundervoller Sänger ist, sondernweil sie all diese Elemente so zusamÂmenbringen, dass man völlig überÂzeugt ist, Dada noch nie so gehört, geÂsehen und verstanden zu haben.
Lassen wir die Diskussion um die Namensgebung für das Hugo-Ball-Gymnasium aus den 80er Jahren beiÂseite, vergessen wir auch das nahezuvöllige Versagen des DeutschunterÂrichts an unseren Schulen, diesen sinnlichsten aller expressionistischen Farbschläge angemessen zu vermitÂteln. Viele dieser Wunden sind geÂheilt. Lassen wir lieber zu, dass StoeÂpel und Herrmann unsere Herzen im Sturm nehmen, wenn sie die Poesie,
im ersten Teil den Züricher Dada von Hugo Ball, Emmy Ball-Hennings, Hans Arp, Richard Huelsenbeck, Kurt Schwitters, im zweiten Teil den der Wiener Garde mit Konrad Bayer, H.C. Artmann und Gerhard Rühm, in ihrer fast zweistündigen Revue ins Leben springen lassen.
Herrmann noch am ehesten im HaÂbitus des seriösen Jazzers oder OrÂchestermusikers-ein fabelhafter MuÂsiker und Instrumentalist an Cello, Klavier, Klarinette und Gitarre - ist optischer Gegenpart und listiger KolÂlaborateur zum schamanisch-exalÂtierten Stoepel. Stoepel, ein bisschen viktorianisch in Samtrock und Gilet, mit dem grauen Wuschelhaar irgendÂwo zwischen Albert Einstein und Frank Zappas „verrücktem Professor", ist ein eingefärbter Weißclown, der seiner starren Miene überdrüssig geÂworden ist.
Allein, was sich bei Stoepel auf dieÂsen paar Quadratzentimetern Gesicht an Dramen, Farcen und Komödien abÂspielt, könnte ein ganzes TheaterenÂsemble in Verzweiflung stürzen; wie er von einem Wimpernschlag zum nächsten eine ganz andere Person wird, wie er lispelt, nuschelt, greint und deklamiert, wie er stolziert, schlurft und fuchtelt, das ist schlicht unglaublich, hätte man es nicht mit eigenen Augen und Ohren erlebt. Dem lieben Oskar Pastior tut er ein bisschen zu viel des Guten an, aber der würde es ihm wohl verzeihen, wenn er noch könnte.
Eckhard Faul, Geschäftsführer der Hugo-Ball-Gesellschaft und hoffentÂlich bald sicher installierter Hüter des Hugo-Ball-Archivs, ist dafür zu danÂken, dass er Herrmann und Stoepel für uns entdeckt und nach Pirmasens geholt hat.